Endlichkeit. Tod und Beschleunigung in der Gegenwartsgesellschaft

2. Salon polarkreis

27/10/2012, um 19:30 Uhr

Galerie KOW, Brunnenstraße 9,Berlin

Über die Endlichkeit nachzudenken und zu sprechen ist wahrscheinlich eines der letzten Tabus unserer Gesellschaft. Niemand will sie an sich heranlassen. Niemand sich mit ihr befassen. Zumindest solange, bis sie bei Angehörigen, Freunden oder einem selbst anklopft. Und so vertagen wir das Leben, unsere Wünsche und Sehnsüchte. Heute nochmals in Büro. Morgen ist auch noch ein Tag. Wirklich? Sich den Tod schön reden ist eine Möglichkeit: Schritt ins ewige Leben, ewige Widerkehr, etwas schaffen, das bleibt. Ihm Rechnung zu tragen eine andere. Dann lautet die entscheidende Frage: Gibt es ein Leben vor dem Tod? Und was müssen wir dafür tun, was lassen? Der Tod als Aufruf zu leben. Eine Antwort auf das moderne Endlichkeitsbewusstsein kann lauten: Beschleunigung. Hartmut Rosa sieht in dem Bedeutungszuwachs des Diesseits - auf Grund des Verschwindens religiöser oder sonstiger metaphysischer Ausflüchte - die eigentliche Triebfeder für die soziale Beschleunigung der Leben. Wer unendlich schnell lebe, brauchte den Tod als Optionenvernichter nicht mehr zu fürchten, ließen sich doch alle Leben in diesem einen führen. Und so wird hier der Tod aus dieser Sicht auch zum eigentlichen Antreiber des Kapitalismus. Fragen wir also im 2. Salon Polarkreis nochmals nach dem Skandal des Todes und wie wir mit ihm umgehen sollen. Fragen wir – mit Blick auf Politik, Theorie, Kunst und Alltag – nach einer Lebensführung und einer Gesellschaft, die dem Memento Mori Rechnung trägt.

 

Wir freuen uns, dass Hartmut Rosa den Input für das
2. Salongespräch übernehmen wird.

 

Hartmut Rosa ist Professor für Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sein grundlegendes und vieldiskutiertes Buch "Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne" setzt sich intensiv mit dem Zusammenhang von Endlichkeitsbewußtsein und Beschleunigungsprozessen in modernen Gesellschaften auseinander.