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Das neue Sicherheits-Dispositiv

1. Salon polarkreis

23/06/2011, um 19:30 Uhr

KOW Galerie / Brunnenstraße 9 / Berlin

„Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit in einer Welt in der nichts sicher scheint“ singen die Chart-Breaker Silbermond und treffen damit den Zeitgeist. Während früher „Wagnis“ und „Risiko“ die Zauberworte waren, so scheint es heute gerade der Schutz vor den Risiken der Welt zu sein, der schon die Jugend umtreibt. Vom Rest ganz zu schweigen. Entsprechend sehen etwa die Goldenen Zitronen in Silbermond „die unwidersprochene Speerspitze des popkulturell verhandelten Sicherheits-Dispositivs“. polarkreis geht diesem neuen Sicherheitsbegehren in seinem ersten Salon nach.

 

Sicherheit war bislang die Leitmelodie der Konservativen. Heute vernimmt man das Leiden an Flexibilisierung und Mobilisierung nicht minder auf Seiten der Linken. „Lebe wild und gefährlich“ – das war einmal. Unter dem Eindruck von Prekarisierung und Desolidarisierung, Terrorgefahr und Arbeitswandel, Finanzkrise und Klimazerstörung hat sich die Matrix verschoben. In einer entsicherten Welt wächst die Nachfrage nach Stabilität. Angst scheint der Ratgeber der Stunde. Ein guter Ratgeber?


Wenn wir über Sicherheit reden, reden wir auch über Freiheit. Denn Freiheit enthält Risiken. Was geschieht eigentlich unter dem Sicherheits-Dispositiv mit unseren Wünschen nach Selbstbestimmung und Emanzipation? Freiheit kann Sicherheit gefährden, aber gelebte Freiheit setzt auch Sicherheit voraus. polar geht diesem schwierigen Zusammenhang in seinem ersten Salon nach. Es geht um das Widerspiel von Sicherheit und Risiko mit Blick auf alle Lebensbereiche. Aspekte sind innere und äußere Sicherheit, Sozialstaat, Casino-Kapitalismus, Risikotechnologien und eine Politik der Angst.


„Nickt der Kopf nur noch mit weil die Furcht alles ist und das Leben nur im Fünfwürstchengriff?“ Hoffentlich nicht.

 

Wir freuen uns, dass Herfried Münkler den Input für das 1. Salongespräch übernehmen wird.

 

Herfried Münkler ist Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Zuletzt gab er gemeinsam mit Matthias Bohlender und Sabine Meurer das Buch „Sicherheit und Risiko. Über den Umgang mit Gefahr im 21. Jahrhundert“ heraus.