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Drinnen/Draußen. Die Zukunft des öffentlichen Raumes

7. Salon polarkreis mit Feridun Zaimoglu und Stefan Gosepath

18/05/2013, um 19:00 Uhr

Galerie KOW, Brunnenstraße 9, Berlin

Das Auseinanderfallen unserer Gesellschaft zeigt sich vor allem am Zerfallen der öffentlichen Räume. So steht die Privatschule neben der Problemschule. Stehen Townhouses neben Problemkiez. Die Biocompany neben dem Penny. Lifestyle Restaurants verdrängen die Eckkneipe. Und man bleibt schön unter sich.

 

Gleich ob in der guten Schule, der guten Arbeit oder dem guten Viertel: Wer drin ist, macht die Tür hinter sich zu, und will nicht gestört werden. Netzwerke werden geknüpft, Clubs gegründet, um den eigenen Status zu sichern oder gar zu erhöhen.

 

So lässt sich auch das Revival des Türstehers besser verstehen. Gleich ob vor dem Soho-House oder an der Pforte zum Townhouse, ob vor dem Faculty-Club oder der Arztpraxis: Members only! Und so steht eine Gesellschaft in der Schlange und fragt sich: Komme ich rein? Durchatmen, wenn ja. Und schnell die Tür zu.

 

Die Arbeiterklasse hatte ehemals immerhin ihren eigenen Stolz, ihre eigenen Orte. Heute arbeitet das neue Proletariat als Postausträger oder Pflegekraft 12 Stunden am Tag – und bleibt dennoch vor der Tür. Ist also Entgrenzung der Schlüssel? Oder brauchen wir gar eine andere Art von „Tür“, die alternative Lebensformen verteidigt und Differenz deutlich macht. Es ist kein Zufall, dass der Türsteher auch in Elektro-Clubs und Autonomen Zentren eine Schlüsselfi gur ist.

 

Der 7. Salon Polarkreis fragt nach Einschluss und Ausschluss, nach der Notwendigkeit des öffentlichen Raums und nach politischen Strategien der Inklusion. Mit dem Schriftsteller Feridun Zaimoglu („Kanak Attack“) und dem Gerechtigkeitstheoretiker Stefan Gosepath („Gleiche Gerechtigkeit“) begrüßen wir zwei interessante Gesprächspartner.

 

Feridun Zaimoglu ist Autor zahlreicher Romane, Erzählungen und Theaterstücke. Er ist Gründer von „Kanak Attack“und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter 2007 mit dem Grimmelshausen-Preis und 2010 mit dem Jakob-Wassermann-Literaturpreis.

 

Stefan Gosepath ist Professor für „Praktische Philisophie“ an der Freien Universität Berlin. Darüber hinaus ist er Direktor der Kolleg-Forschergruppe „Justitia Amplifi cata: Erweiterte Gerechtigkeit – konkret und global“. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. lokale, globale und angewandte Gerechtigkeit, Gleichheit, Menschenrechte und Verantwortung.