Kommender Aufstand? Der Protest und die Intellektuellen

5. Salon polarkreis

28/06/2012, um 18:00 Uhr

Galerie KOW, Brunnenstraße 9, Berlin

In vielen Regionen der Welt nehmen die Jungen das Heft in die Hand, um Diktaturen zu stürzen oder Reformen zu erzwingen. Im „arabischen Frühling“ wurden zahlreiche Regime mit Mut, Leidenschaft und Kreativität zu Fall gebracht. Aber auch in anderen Regionen und Ländern – Stuttgart, London, Tel Aviv, Athen, Santiago de Chile – stehen Menschen auf. Eine neues globales 68? Auch in den wohlhabenden Gesellschaften des Westens wächst unter dem Druck der Wirtschafts- und Finanzkrise der Widerstand. Doch inwieweit lassen sich diese verschiedenen Phänomene auf einen gemeinsamen Nenner bringen? Wo lassen sich Verbindungen erkennen, wo Gegensätze, wo Missverständnisse? Spätestens beim zweiten Draufsehen werden die Trennlinien in Kontext und Zielsetzungen überdeutlich: Die einen kämpfen für parlamentarische Demokratie und Parteiensystem, die anderen stellen eben jenes in Frage; die einen wollen Veränderung, die anderen stellen sich dagegen usw.

 

Der 5. Salon Polarkreis richtet seinen Blick auf die intellektuellen Stichwortgeber mit Blick auf Krise und Protest. Welche Zeitdiagnosen werden hier zu Grunde gelegt? Welche Ziele und Ideale treiben die jeweilige Gesellschaftskritik an? Es fällt auf, dass neben (und auch statt) den universalistischen Theorien von Rechtsstaat, Demokratie, Menschenrechten und Gerechtigkeit – wie sie prominent insbesondere von Rawls und Habermas ausgearbeitet wurden – in der Universitäts- wie in der Kunstszene Stichwortgeber wie Badiou, Žižek, Agamben oder Negri einen großen Appeal entwickeln konnten, bis hin zum Traum vom „grundlegenden Systemwechsel“, vom „kommenden Aufstand“ (Das „unsichtbare Komitee“). Doch wie genießbar sind diese Interventionen? Und was besagt der Theorie-Clash über die kleinen und großen Unterschiede in der Kritik?

 

Wir erhoffen uns vom 5. Salon Polarkreis Aufklärung über Sinn und Unsinn von Protest, die Unterschiedlichkeit der Antriebskräfte und notwendige Klärungen. Ein Abend über den neuen Protest, seine Gründe und seine Ziele, über Negation, Alternativen und die Zukunft unserer Demokratie.

 

Wir freuen uns, dass Micha Brumlik und Frank Ruda den Input für das 5. Salongespräch übernehmen werden.

Micha Brumlik ist Publizist und Professor am Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Universität Frankfurt am Main. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Beiträge zur politischen Th eorie und bezog in jüngerer Zeit deutlich Stellung gegen die Th eorien von Alain Badiou und Slavoj Žižek.

 

Frank Ruda ist Philosoph und arbeitet am Sonderforschungsbereich Sinnliche und symbolische Reflexivität in Medien ästhetischer Erfahrung der FU Berlin. Er ist Gastdozent am Scientific Research Centre in Ljubljana und Übersetzer von Schriften Badious und Rancières.