Politik der Lebensformen. Lässt sich über Lebensführung streiten

11. Salon polarkreis mit Rahel Jaeggi und Stefan Huster

13/06/2014, um 19:30 Uhr

Galerie KOW, Brunnenstraße 9, Berlin

Die politische Ordnung des liberalen Rechtsstaats versteht sich als Versuch, das gesellschaftliche Zusammenleben auf eine Weise zu gestalten, die sich zu den unterschiedlichen Lebensformen neutral verhält. Werden dadurch Fragen politisch ausgeklammert, die sich auf die Art und Weise richten, wie wir unser Leben –  individuell oder kollektiv – führen? Sind also Lebensformen und Lebensstile aus liberaler Sicht Privatsache, die niemanden etwas angehen? Oder geht es aus dieser Perspektive eher um den Hinweis darauf, dass eine politische Kritik der Lebensformen hier nicht vom Staat und seinen Institutionen formuliert werden kann, sondern nur von den Bürgerinnen und Bürgern selbst vorzutragen?

In einer Vielzahl von Initiativen und Publikationen erleben wir gerade – insbesondere mit Blick auf die ökologische Frage – eine Renaissance der Suche nach alternativen Lebensformen. Selbst denken, Selbst handeln lautet die politische Parole – von der Share Ökonomie bis zu einem neuen Genossenschaftsgedanken-, sicher auch aus einer gewissen Ungeduld mit dem Staat und seinen Institutionen. Mit dem „Veggie-Day“ war im letzten Bundestagswahlkampf ein Vorschlag in der Diskussion, der mit dem Essverhalten unmittelbar auf einen Lebensstil zielte und diesen zum Gegenstand einer politischen Auseinandersetzung machen wollte. Die gesellschaftliche und mediale Reaktion darauf war harsch, die Begründungen dafür sehr unterschiedlich.

Der 11. Salon Polarkreis nimmt dieses und andere Beispiele zum Anlass, um nach den Möglichkeiten und Grenzen einer Politik der Lebensformen zu fragen. Inwiefern gibt es so etwas wie eine Politik alternativer Lebensformen? Lassen sich Lebensformen kritisieren? Lässt sich über Lebensformen sagen, sie seien gut, geglückt oder gar rational? Lässt sich also über Lebensformen mit Gründen streiten? Wir freuen uns auf ein spannendes und politisch hoch relevantes Salon-Gespräch mit interessanten Gästen.